Belarus – Von Schloss zum Panzer

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Nach der ersten Nacht kurz nach der Grenze schmiede ich für Astrid und mich ein Sightseeing Plan, der uns durch ein Teil von Belarus führen wird. Mit der Hilfe von der wirklich genialen Website „Travel34“ und etwas Zeit lassen sich tolle Ziele in dem unbekannten Land finden. Diese Website ist in Englisch und Russisch verfügbar. Ich empfehle die russische Version, da diese doch noch mehr Infos enthält und mit dem Browser Chrome von Google ist die Übersetzung nun wirklich kein Problem. Ein Beispiel sind die Infos für Camper, welche nur auf russisch verfügbar sind.

 

Das Schloss „Mir“

Unser erstes Ziel in Weissrussland ist das Schloss Mir in der gleichnamigen Ortschaft. Das Schloss wirkt von Aussen inmitten eines riesigen Parks eher klein. Wir besorgen uns die Autoguides und Tickets und machen uns auf, das Schloss zu erkunden. Unterwegs beobachten wir ein Brautpaar beim Fotoshooting. Das Schloss muss eine beliebte Kulisse sein für frisch Vermählte. Im Schloss drinnen merken wir schnell, dass zwei Stunden kaum ausreichen werden, um die vielen Räume des doch arg grossen Museums und die gesamte Sammlung der ausgestellten Artefakte zu bewundern. Mit dieser Grösse des Museums haben wir nicht gerechnet. Wir streifen durch die Prunkräume, welche uns stark ans Schloss Eggenberg in Graz erinnern und bestaunen altertümliche Schriften und Bausteine. Auch wird hier vieles erzählt über das eigentliche Burgleben der Angestellten und Bediensteten, über die Nahrungsmittel jener Zeit und die Zubereitung in der Burgküche. Auch das Leben und die Folterung im Verlies kommt nicht zu kurz. Dies sind wir von den vergangenen Burg-Besuchen nicht gewohnt und wir finden das unheimlich spannend, dass auch mal diese Seite gezeigt wird und nicht nur die des Schlossherrn und der Reichen.

 

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Die Nacht verbringen wir auf dem einzigen Campingplatz in dieser Region direkt im danebenliegenden Dorf „Mir“. Campingplatz ist zwar etwas übertrieben, es handelt sich hierbei um den Garten eines kleinen Hostels einer etwas älteren Frau. Doch dieser liegt schön gelegen unter vielen Äpfelbäumen, welche reichlich Früchte tragen. In einem kleinen Häuschen im Garten befindet sich eine Toilette und eine Dusche mit warmem Wasser. Draussen ein Waschbecken, jedoch mit nur Kaltwasser und sogar eine Steckdose für all die stromhungrigen Camper. Doch wir haben Solar und jetzt keinen Bedarf danach, lieber nutzen wir das Wifi, welches vom Hostel benutzt werden kann. Später plaudern wir eine Weile mit den einzigen anderen Campern – einem holländischen Paar mit Wohnwagen, welches hier in Belarus Ferien machen, um sich über die Sehenswürdigkeiten zu informieren, um später eine Tour planen zu können für den Senioren Camper-Verein. 

 

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Altertümliches Dorf “Dudutki“

Nach dem Schlossleben wollen wir noch das alte Dorfleben besichtigen. Weiter führt uns der Weg zum altertümlichen Show-Dorf Dudutki. Hier stehen nachgebaute Häuser aus einem längst vergangen Zeitalter, die Leute kleiden sich wie zu dieser Zeit und zeigen, wie das Leben und das Handwerk damals gewesen ist. Alles wird noch von Hand hergestellt und die Produkte, sowie viele kleine Souvenirs können hier erstanden werden. Wir wandern durch das Dorf und merken schnell, dass man nur halb so viel zu sehen bekommen, wenn man ohne Guide unterwegs ist. Die Attraktionen und Aktivitäten finden nur dann statt, wenn eine Touristengruppe mit Guide eines der Häuser besucht, ansonsten kann man zwar die Häuser und Arbeiten bewundern, der Herstellungsprozess wird einer Einzelperson jedoch nicht gezeigt. Darum schliessen wir uns kurzerhand einer Gruppe an 🙂

Für die nächste Nacht bleiben wir auf dem Stellplatz vom Museum. 10 einzelne Parkplätze jeweils mit Wasser und Strom für Camper vorbildlich eingerichtet. Doch wir bleiben die einzigen. Hier ist man der Zukunft wohl etwas voraus.

Unsere weitere Reise geht nun langsam Richtung Minsk, der 2 Millionen Hauptstadt von Belarus. Doch davor wollen wir noch einmal auf einem „Camping“ stoppen. Dieser liegt auf dem Gelände eines grossen militärischen Freilicht-Museums.

 

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Museums-Complex „Stalin-Line“

Wir umfahren die Hauptstadt Minsk und besuchen das Freilichtmuseum Stalin-Line, wo wir auch die nächsten zwei Nächte verbringen. Auf dem riesigen Geländen werden diverse alte Kriegsgeräte, Fahrzeuge, Panzer, Schützengräben, Bunker und vieles mehr ausgestellt. Schon am Eingang hören wir heroische Kriegslieder und Gesänge über die Lautsprecher. Wir stehen vor der geschlossenen Schranke am Tor und möchten gerne für die Übernachtungen auf dem Campingplatz bezahlen und wissen wo wir uns hinstellen können. Zwar ist die Website des Museums in Englisch verfügbar, hier angekommen spricht jedoch keiner auch nur ein Wort Englisch. Auch nach mehrmaligen Erklärungsversuchen, das wir gerne auf dem Camping möchten versuchte der freundliche Mann in authentischer Militäruniform an der Pforte noch immer uns beizubringen, dass wir doch die Parkgebühr bezahlen müssen. Erst nach einer gewisser Zeit sahr er auch seine Erfolglosigkeit und bat uns zu warten warten, während er ins Backoffice ging und dort eine Dame herholte. Auch Sie sprach kein Englisch, aber zu unser grosser Überraschung gebrochenes Deutsch. Sie verstand natürlich schnell was wir wollten und erklärte die nötigen Dinge dem Herrn, so dass uns Einlass gewährt wurde und wir auf dem Campingplatz fahren konnten.

 

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Wie erwartet waren wir komplett alleine. Der Campingplatz oder besser gesagt der grosse asphaltierte Parkplatz liegt direkt neben dem Eingang. Anstelle der Parkgebühr bezahlen wir nun die Übernachtungen auf dem Platz (2x 25 BYN ~ € 22.00 inkl. Strom, Wasser, Waschmaschine, Duschen ), sowie den einmalige Eintritt für zwei Personen ins Museum (2x 14 BYN ~ € 12.00).

Nachdem wir unser Fahrzeug geparkt haben, wird mir so allmählich klar, dass der Campingplatz ja ohne weiteres Tor auf dem Areal liegt und man somit Zutritt zum Museumsgelände zu jeder Tages und Nachtzeit hat. So war es dann auch. Am Abend verlassen die letzten Besucher das Gelände, das Haupttor am Zentraleingang wird geschlossen und der Nachtwächter bezieht Stellung. Es herrscht Ruhe und die letzten Musikklänge verhallen in der Dämmerung. Wir sind nun quasi allene im Museum eingeschlossen! Mir kommen sofort Bilder aus dem Film „Nachts im Museum“ in den Sinn und ich freue mich schon wie ein kleinen Kind auf die nächtlichen Streifzüge durch das Areal, ohne die vielen täglichen inländischen Touristen.

 

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Viele Bunker und Panzer sind zugänglich, so dass diese auch von Innen besichtigt werden können. Nicht vorstellbar in einem Museum in westlichen Ländern. Es gibt keine Absperrungen zu den Exponaten. Doch hier ist es normal, dass Kinder auf einem 100 Jahre alten Panzer herum klettern und mit ihren schmutzigen Fingern alles anfassen. Wir wandern übers Gelände und ich gerate immer mehr ins Schwärmen, jeder Stopp dauert einige Minuten länger als der Vorherige. Bei Anbruch der Nacht begebe ich mich dann alleine auf Streifzüge über das riesige Gelände, bewaffnet mit unserer Kamera. Ich möchte einige spannende Fotos in aller Ruhe und ohne Stress von den stählernen Kolossen in der späten Abenddämmerung schiessen.

 

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